Forschungsstelle Jeremias Gotthelf

Projektgeschichte

Erste Schritte

Im Nachgang zu den Gedenkfeierlichkeiten 200. Geburtstag Jeremias Gotthelf 1997 ergriff im Jahr 2000 auf Anregung des Verlags fischer media und Dr. Alfred Rebers, des damaligen Präsidenten des Vereins Gotthelf-Stube Lützelflüh, eine kleine Arbeitsgruppe die Initiative, Voraussetzungen für eine neue wissenschaftliche Gesamtausgabe des Werkes von Jeremias Gotthelf zu schaffen. Aus verschiedenen Gründen musste das Projekt im Frühjahr 2002 abgebrochen werden. Im Frühjahr 2003 haben Fritz von Gunten und Alfred Reber die Projektidee dieser Arbeitsgruppe wieder aufgegriffen und dem Erziehungsdirektor des Kantons Bern, Herrn Regierungsrat Mario Annoni, unterbreitet. Regierungsrat Annoni bat den Rektor der Universität Bern, Prof. Dr. Christoph Schäublin, zu prüfen, ob und wie das Projekt in der Universität verankert werden könnte. Der Rektor beauftragte sodann Frau Prof. Barbara Mahlmann-Bauer (Institut für Germanistik), diesbezüglich erste Überlegungen anzustellen. Sie gewann Christian von Zimmermann als Projektpartner. Gemeinsam erarbeiteten sie Ideen zu einer neuen Aufarbeitung des Gesamtwerkes, und ihre Vorschläge, mit welchen Werkteilen man sinnvollerweise beginnen sollte, wurden auf einer gemeinsamen Sitzung in der Erziehungsdirektion für gut geheissen.

Pilotprojekte

Zwei Projektmodule wurden daraufhin dem Schweizerischen Nationalfonds zur Begutachtung vorgelegt und stiessen dort auf positives Echo. Am 1. November 2004 startete Christian von Zimmermann im Rahmen einer Förderungsprofessur des SNF (2004–2008) mit der Arbeit an der historisch-kritischen Erschliessung der Abteilungen 'Predigten' und 'Kalenderschriften'. Am 1. Februar 2005 konnte auch Barbara Mahlmann mit einem dreijährigen SNF-Projekt der historisch-kritischen Edition der politischen und pädagogischen Publizistik Gotthelfs beginnen. Nachdem der Beginn der beiden Nationalfonds-Projekte zu einer Gotthelf-Teiledition der interessierten Öffentlichkeit im Oktober 2004 auf einer Pressekonferenz verkündet wurde, mehrten sich Anfragen an die Projektleiter – nicht zuletzt von der Erziehungsdirektion –, einen umfassenden Plan für eine HKG vorzulegen.

Förderung

Tatsächlich gelang es, den Kanton Bern von der Wichtigkeit des Projektes zu überzeugen. Mit grosser Mehrheit und quer durch die politischen Lager hinweg genehmigte der Grosse Rat einen Zuschuss des Kantons Bern aus dem Lotteriefonds. Dadurch wurde die Gründung einer Jeremias Gotthelf-Stiftung ermöglicht, die zunächst gemeinsam mit dem Schweizerischen Nationalfonds die Realisierung der HKG förderte. Nach langen Vorarbeiten konnten schliesslich im Oktober 2012 die ersten acht Bände der HKG vorgelegt werden; in kurzen Abständen folgten nun weitere Bände. Nach einem mehrstufiugen Auswahlverfahren ist die Gotthelf-Edition schliesslich in die Förderung von Langzeitprojekten durch die Schweizerische Akadamie der Geistes- und Sozialwissenschafte aufgenommen worden.

Neue Wege

Aus den Erfahrungen der ersten Projektphase bis 2012 wurden in einer kritischen Zwischenbilanz die Anforderungen für die Realisierung des Projektes 2012/13 neu formuliert. Patricia Zihlmann-Märki und Christian von Zimmermann erarbeiteten hierzu ein neues an digitalen Arbeitsinstrumenten orientiertes Editionskonzept, das in einzelnen Modulen entwickelt wird. Neben der Umstellung der Arbeitsverfahren auf digitale Editorik wurde ein Konzept für eine digitale Edition (dHKG) entwickelt, welches gemeinsam mit der Hochschule der Künste in Bern und der Firma Pagina in Tübingen umgesetzt wird. 2025 soll die digitael Edition aufgeschaltet werden.

Bereits seit dem 1. Januar 2015 sind die bisherigen Editionsprojekte auf der Basis eines revidierten Editionsplanes, eines optimierten Workflow und veränderter ‘technischer’ Arbeitsweisen in einer gemeinsame Forschungsstelle unter Leitung von Christian von Zimmermann und Patricia Zihlmann-Märki umgewandelt worden. In den mehreren Teilprojekten wird das Gesamtwerk Gotthelfs von einem vergrösserten Editionsteam bearbeitet. Zudem soll die Forschungsstelle Forschungsarbeiten zu Gotthelf anstossen und begleiten, für Forschende und Verlage als Ansprechpartner dienen und sich aktiv an der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses beteiligen. So beteiligt sich die Forschungsstelle am Masterstudienprogramm Editionsphilologie und beherbergt mehrere Dissertationsprojekte.