A.3: Wie Uli, der Knecht, glücklich wird
Projekt
Umfang: 2 Textbände, 1 Kommentarband
Erscheinungstermin: Textband 1 (2021), Textband 2 (2024), Kommentarband unbestimmt
Leitung (Drucktext): PD Dr. Christian von Zimmermann
Leitung (Kommentar): N.N.
Mitarbeitende (Drucktext, Band 1): Barbara Berger (Koordination), Nina Abbühl, Karin Aeschlimann, Noëmi Knoch, Loriana Zeltner.
Mitarbeitende (Drucktext, Band 2): Katharina Blank (Koordination), Jonathan Summermatter, Julia Zgraggen.
Mitarbeitende (Handschrift): Dr. Manuela Heiniger, Hanne Grießmann.
Mitarbeitende (Kommentar): N.N.
Die 1830er-Jahre waren im bernerischen Emmental eine soziale Krisenzeit. Die große Mehrheit der ländlichen Dienstboten und Tagelöhner lebte in drückender Armut. Diese »Armennoth« griff Gotthelf in seiner gleichnamigen sozialpolitischen Schrift von 1840 auf. Er propagiert darin die christliche Lehre vom Haus als Mittel der Armutsbekämpfung: Der bäuerliche Hausherr sollte gegenüber seinen Bediensteten wie ein Vater auftreten und sie zu späterer Selbständigkeit anleiten, das Gesinde seinerseits sollte gehorsam und treu dienen.
Der 1841 in Zürich und Frauenfeld im Verlag von Christian Beyel erschienene Roman Wie Uli, der Knecht, glücklich wird spielt die in der Armennoth skizzierte Erziehung exemplarisch am Protagonisten durch: Unter Anleitung seines überaus frommen Meisters gelingt dem Waisenkind Uli ein beispielloser sozialer Aufstieg vom armen, verschuldeten Knecht zum Pächter eines der größten Höfe im ganzen Bernerland. Der Roman vereint Elemente des Bildungsromans mit solchen der alten christlichen Form der Bekehrungsgeschichten. Obwohl er durchaus zu erkennen gibt, dass Ulis Werdegang ganz und gar außerordentlich ist, monierten zeitgenössische Kritiker, das Buch mache armen Mägden und Knechten falsche Glücksversprechen.
Nach seinem Wechsel zum Berliner Springer-Verlag griff Jeremias Gotthelf das Romanprojekt erneut auf. An die Stelle des 1841 erschienenen Romans Wie Uli, der Knecht, glücklich wird trat ein zweibändiger Roman Uli, der Knecht, dessen erster Teil den Stoff von Wie Uli, der Knecht, glücklich wird aufgriff. Gotthelf nahm erhebliche sprachliche Änderungen vor und fügte eine Kapitelstruktur hinzu. Der erste Teil des neuen Romans erschien 1846 unter dem Titel Uli, der Knecht, der zweite 1849 unter dem Titel Uli, der Pächter.
Nach der sehr erfolgreichen Publikation im Berliner Verlag von Julius Springer (1846) avancierte der Uli zu Gotthelfs »bekannteste[m]« Roman (Hanns Peter Holl), seinem »klassische[n] Buch« (Walter Muschg). Die längste Zeit war sowohl für die Forschung wie auch für Lizenz- und Taschenbuchausgaben allerdings die Textfassung der »Sämtlichen Werke« von 1921 maßgeblich, obwohl diese Ausgabe weder den Originaltext der Beyel- noch denjenigen der Springer-Ausgabe bietet. Sie beruht auf dem bei Beyel erschienenen Text, übernimmt aus der Springer-Ausgabe aber die Kapiteleinteilung und einige weitere Änderungen; außerdem wurden Orthografie und Interpunktion modernisiert und Dialektschreibweisen vereinheitlicht. Mit der HKG-Edition ist Wie Uli, der Knecht, glücklich wird, von dem kein Manuskript überliefert ist, nun endlich wieder im unverfälschten Wortlaut der bei Beyel erschienen Erstausgabe lesbar. Zugleich liegt in der HKG auch eine vorlagengetreue Edition des Berliner Romans Uli, der Knecht vor, der den Auftakt zum späteren Uli, der Pächter bildete, so dass erstmals wieder der zweibändige Roman über das Schicksal Ulis als Knecht und Pächter in seiner originalen Form gelesen werden kann.