Forschungsstelle Jeremias Gotthelf

2016

Dezember 2016

Dissertation von Manuela Heiniger ist publiziert: Heiniger untersucht die Frage, wie Gotthelf die Rollen des Pfarrers und Schriftstellers sowie jene der vorstaatlichen Institutionen wie der Familie im liberalen Staatswesen bestimmte. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf den Zentralbegriff der Mündigkeit des Bürgers gerichtet und auf die anthropologischen und christlichen Grundlagen, vor deren Hintergrund er sein Konzept der Mündigkeit entwickelt. Bereits in seiner frühen Predigertätigkeit setzt sich Gotthelf mit denselben anthropologischen und politischen Fragestellungen auseinander, die er später in seinen literarischen Texten bis hin zum Selbstzitat wieder aufgreift. Im Zentrum der Analyse stehen die "Bilder und Sagen aus der Schweiz", die auch in einem grösseren Kontext, namentlich zum Gesamtwerk und im zeitgenössischen Diskurs um die Erziehung des Individuums zu sittlicher und politischer Mündigkeit, verortet werden.
Manuela Heiniger, "Der mündige Bürger – Politische Anthropologie in Jeremias Gotthelfs 'Bildern und Sagen aus der Schweiz'", Hildesheim etc.: Olms 2015, 444S., ISBN 978-3-487-15374-2

November 2016

Zum ersten Mal präsentiert die historisch-kritische Gotthelf-Edition den Kommentar zu einem gewichtigen Erzählwerk. Der 2012 publizierte Textband zu Gotthelfs zeithistorischem Panorama über die politische Entwicklung der 1840er-Jahre in der Schweiz wird nun durch einen ausholenden Kommentar ergänzt. Dr. Patricia Zihlmann und PD Dr. Christian von Zimmermann haben diesen Kommentar über drei Jahre erarbeitet. Der Einleitungskommentar erschliesst Genese und Rezeption des Romans, seinen literarischen und historischen Kontext. Dabei gewinnen Gotthelfs Auseinandersetzungen mit der Schweizreiseliteratur, mit der Situation des Handwerks und der Handwerksgesellen sowie mit dem Frühsozialismus Wilhelm Weitlings u.a. Kontur. Der Stellenkommentar bietet Wort- und Sacherläuterungen sowie Ausführungen zu heute nicht mehr geläufigen historischen Ereignissen und Diskursen. Ergänzt wird der Band durch eine Dokumentation der Rezeptionszeugnisse und eine Zeittafel.

Juli 2016

Der im Juli 2016 von Katja Mellmann (Universität Göttingen) und Jesko Reiling (Gotthelf-Edition) herausgegebene Sammelband geht in 18 Beiträgen vergessenen Konstellationen literarischer Kommunikation im mittleren 19. Jahrhundert nach. Er erhellt Entwicklungen der periodischen Presse sowie des literarischen Marktes und analysiert historische, religiöse und gesellschaftliche Funktionen der Literatur. Dabei wird auch die Poetik der Volksschriftstellerei, wie sie Gotthelf betrieb, untersucht und das Fortwirken der Volksaufklärung im 19. Jahrhundert aufgezeigt. Neben Gattungsfragen werden auch Einzeltexte etwa von Gottfried Keller oder Wilhelm Raabe erörtert sowie neue publizistische Strategien in den Blick genommen (Verhältnis von Text-Bild in illustrierten Zeitschriften, literarische Mehrfachverwertungen, Buchreihen).

Juli 2016

Die Textedition der schulpolitischen Publizistik liegt nun als Buchpublikation vor und vereint Aufsätze, Unterrichtsnotizen und verwandte Texte aus den Jahren 1824–1849. Besonders hervorzuheben sind die frühen Schulhausreden, die "Preisschrift für die Ersparniskasse Wangen" und Gotthelfs Abrechnung mit den Berner Schulreformen "Zur Geschichte des Primarschulwesens im regenrirten Canton Bern". Gotthelfs Unterrichtsunterlagen für den Geschichtsunterricht bei den Burgdorfer Lehrerfortbildungskursen bieten Einblicke in das Geschichtsbild Gotthelfs. Konzipiert wurde der Band von Frau Prof. Dr. Barbara Mahlmann-Bauer. Die editorische Hauptverantwortung trugen Markus Hofer und Dr. Roland Reichen, denen auch der Abschluss des Bandes zu verdanken ist.

April 2016

Am 2. April 2016 hat das Gotthelf-Zentrum in Lützelflüh seine neue Jahresausstellung präsentiert. Gegenstand ist Gotthelfs bekannteste Novelle "Die schwarze Spinne". Ausstellungskurator Heinrich Schütz und Werner Eichenberger, der Kommunikationsverantwortliche des Zentrums, bieten in der Ausstellung neben vielen Informationen zur Novelle auch einige sehenswerte Besonderheiten: so etwa Illustrationen zur Novelle. Der Besuch des Zentrums lohnt auf jeden Fall. Auch für Gruppenführungen ist man bestens eingerichtet. Christian von Zimmermann hielt den Eröffnungsvortrag.